Karies-Risikofaktoren

Fluoride

Bei weniger als 0,3 mg Fluorid im Trinkwasser wird eine Einnahme von 1mg/Tag empfohlen.
Fluoride haben folgende Eigenschaften

  • senken das Kariesrisiko
  • erhöhen aber das Risiko für spröde Knochen und Zähne sowie Zahnverfärbungen (mottled teeth)
  • belasten die Umwelt (Anreicherung im Grundwasser)
  • stören das Enzymsystem und die Verdauung

Es besteht große Gefahr der Überdosierung, die vermieden werden sollte.

Ernährungsgewohnheiten

Die Anzahl der Mahlzeiten weist darauf hin, inwiefern die Nahrung ein gutes Angebot an Vitalstoffen enthält und inwiefern die Verdauung des Patienten gut funktioniert. Häufige Zwischenmahlzeiten weisen auf ein Übermaß an isolierten Kohlehydraten hin und ein darauf abgestelltes Verdauungssystem.

Ernährungsqualität

Der Gehalt an Zucker allein ist nur ein Aspekt der Ernährungsqualität von vielen. Vor allem kommt es darauf an, welche Art von Zucker konsumiert wird. Der größte Anteil an Zucker wird als „versteckter Zucker“ in Fertignahrungsmitteln konsumiert. (100% Vollrohrzucker geht mit einer extrem geringen Karieshäufigkeit einher, 100% weißer Zucker mit einer maximalen Karieshäufigkeit.)
Der patientenindividuell optimal ausgeglichene Gehalt der Ernährung an Vitalstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, essentielle Aminosäuren und Fettsäuren, sekundäre Pflanzenstoffe) ist entscheidend für die Vermeidung von Zahn- und Zahnfleischerkrankungen.

Mutansstreptokokken

Bakterien sind nie Ursache einer Erkrankung, sondern nur Begleiterscheinung einer Erkrankung. Erhöhte Zahlen an Bakterien im Mund verweisen auf ein gestörtes Milieu, eine gestörte Darmflora mit Fehlkeimbesiedlung und Störungen des Gesamtstoffwechsels. Mittlerweile ist bekannt, dass auch Pilze allein (Candida albicans) bei der Kariesentstehung auftreten können (Nursing bottle syndrom / Kinderteekaries). Streptokokken sind manchmal nur zu 10% die hauptsächlich vorhandene Keimart bei der Kariesentstehung.

Plaque

Nicht die Menge an Plaque ist entscheidend, sie zeigt nur an, dass Hygienedefizite vorhanden sind – je älter die Plaque, umso größere. Sie ist ein Hinweis darauf, dass die Nahrung zu wenig Kauaktivität erfordert (Mangel an Ballast- und Faserstoffen). Sie ist ein Hinweis darauf, dass die Selbstreinigung der Mundhöhle durch Faserstoffe und Aktivität der Zungen- und Wangenmuskulatur sowie die Spüleffekte des Speicheldrüsensekretes und deren abbauende Enzymaktivität (Amylase) zu schwach sind.
Die Keimzusammensetzung, die im Zahnbelag enthalten ist, ist ein Hinweis für das Ausmaß des gestörten Stoffwechselgeschehens.

DMF-T (decayed, missed /filled teeth = kariöse, fehlende, gefüllte Zähne)

Gut sanierte Gebisse können mit weniger Pflegeaufwand gesund erhalten werden, als wenn schlecht passende Füllungen, Kronen oder Zahnersatz vorhanden sind. Insofern ist ein „normaler“ DMF-T-Wert wenig aussagekräftig.
Die Anzahl der behandelten Zähne sagt wenig aus über die Notwendigkeit einer intensiven vorbeugenden Betreuung. Konsequenz: Den Patienten über problematische Befunde informieren, je ausgeprägter Plaqueindex oder BOP ist, umso dringender sind vorbeugende Maßnahmen oder sogar die Erneuerung „schlechter“ Versorgungen.

DIAGNOdent

Das DIAGNOdent-Gerät misst Entkalkungen, Porositäten und beginnende Karies der Zahnhartsubstanz. Erhöhte oder zunehmende Werte weisen auf eine Behandlungsbedürftigkeit hin. Herkömmlich werden Entkalkungsflecken per Sichtkontrolle erfasst, eventuell unter Benutzung von Blau- oder Kaltlicht. Mit der klassischen Kariessuche (Sonde, Röntgen) können nur ca. 25% der Defekte erkannt werden. Das DIAGNOdent-Verfahren ist mittlerweile eine Alternative zur Kariessuche mittels Röntgen.

Allgemeinerkrankungen

Chronische Krankheiten wie Diabetes, rheumatoide Arthritis, Osteoporose oder das Sjögren-Syndrom können zum Zahnverlust führen. Auch mangelhaftes Funktionieren des Immunsystems führt zu Zahnverlust. Sowohl Karies als auch Parodontose sind zwar Stoffwechselkrankheiten, die häufig auf einem Mangel (z.B. an Durchblutung und Energie) oder übermäßigen Bedarf von Mineral- und Vitalstoffen zurückgeführt werden. Wenn dies nicht über Anpassung der Verdauungs- und Aufnahmefähigkeit ausgeglichen werden kann, ist je nach Veranlagung mit Karies oder mit Zahnfleischerkrankungen zu rechnen. Entscheidend ist jedoch immer, möglichst im Frühstadium Gegenmaßnahmen zu treffen, dann, wenn die Regenerationsfähigkeit noch nicht auf der Zellebene zurückgegangen ist. Die allermeisten Krankheiten fangen an als Energiemangelkrankheiten, werden dann zu Funktionsstörungskrankheiten und enden als entzündliche oder degenerative Krankheiten mit Auflösung oder Rückgang der physiologischen Zellstruktur.

Putzschäden / freiliegende Wurzelflächen

Mögliche Ursachen sind zerstörerische Putzgewohnheiten oder auch der Konsum von problematischen Nahrungsmitteln mit hohem Säureanteil und / oder ernährungsbedingter Vitalstoffmangel.

Erosionen / Abrasionen

Erosionen sind säurebedingte Auflösungen der Zahnsubstanz: So wie saurer Regen weiches Gestein wie z.B. Sandstein angreift, können Zähne durch chemische Stoffe Schaden nehmen.
Abrasionen sind Abnutzungen der Zahnsubstanz durch übermäßige mechanische Einwirkung z.B. von Zahnpasten mit groben Putzkörpern, zu starker Druck bzw. ungeeignete Zahnbürsten.
Erosionen und Abrasionen rechtzeitig zu entdecken hilft, schädigende Einflüsse frühzeitig ausschalten zu können. Unter Umständen sind geeignete Schutzmaßnahmen angezeigt.

Speichelsekretionsrate

Die Menge des vorhandenen Speichels entscheidet mit darüber, ob das Milieu der Mundhöhle die Kariesentstehung begünstigt oder nicht. Innere Stoffwechselprozesse,aber auch schulmedizinische Medikamente wie z.B. Beta-Blocker (eines von über 500 Medikamenten auf dem deutschen Markt mit der Nebenwirkung „Mundtrockenheit“) können den Speichelfluss reduzieren und dadurch indirekt für Zahnprobleme verantwortlich sein.

Pufferkapazität

Der pH-Wert des Speichels liegt idealerweise in dem leicht basischen Bereich zwischen 7,0 bis 8,0. Werte unter sieben und die verringerte Fähigkeit des Speichels, Säuren zu neutralisieren (= erniedrigte Pufferkapazität), weisen auf ein tiefgreifendes Stoffwechselungleichgewicht hin. Die richtige Balance im Säure-Basen-Gleichgewicht herzustellen ist Voraussetzung für dauerhafte Gesundheit, nicht nur der Zähne.

Compliance

Ohne Compliance funktioniert Vorsorge nicht. Compliance bedeutet Mitarbeit des Patienten an den vorgeschlagenen Vorsorgemaßnahmen. Der Patient soll die Wichtigkeit seiner Mitarbeit erkennen und motiviert werden, „bei der Stange zu bleiben“. Alle Informationen des OHM-Befundes dienen letztlich dazu, dem Patienten den Nutzen von Vorbeugemaßnahmen sichtbar zu machen und für eine optimalen Mitarbeit zu motivieren. Dies ist eine Aufgabe, die das zahnärztliche Team zu leisten hat.