Es gibt verschiedene Formen der Heilung, wie Dr. Reckeweg schon vor über 50 Jahren beschrieb. Er bezeichnete als “Homotoxin” diejenigen Substanzen, die Krankheit auslösen und ging davon aus, dass der Organismus immer bemüht ist, dies Toxin zum “Homotoxon” zu neutralisieren und auszuscheiden. Er unterschied sechs Heilungsphasen.
Das System versucht das Homotoxin der Phase 1 über natürliche Ausscheidungswege, über die Lösung in oder Bindung an natürliche Körpersekrete (Urin, Schweiß, Hautabsonderungen, Gallensäfte etc.) zum Homotoxon zu neutralisieren und auzuscheiden.
In der Phase 2, der Reaktionsphase oder Entzündungsphase, geschieht dies teilweise unter Hilfestellung von Bakterien, indem eine Lyse von Gewebsteilen erfolgt , die in Form von Eiterbildung abgestossen werden.
In der Phase 3 erfolgt ein Einlagerung von mehr oder weniger gebundenen Homotoxinen in körpereigenes Gewebe, in den Knochen (Blei, Cadmium) oder die Gelenke (Harnsäure).
In der 4. Phase, der Imprägnationsphase finden sich die Homotoxine (z.B. Viren) schon intrazellulär.
In der 5. Phase folgt die Homotoxon-Bildung um den Preis einer funktionellen Degeneration des Organgewebes.
In der 6. Phase, der Neubildungsphase, übernehmen undifferenzierte Krebszellen die Entgiftung .
Nach Dr. Reckeweg sind die Phasen 1 bis 3 als “regressive Vikariationen”, d.h. als Zeichen einer guten Selbstheilungstendenz und als Rückkehr zur Gesundung aufzufassen. Die Phasen 4 bis 6 sind als “progressive Vikariationen” einzustufen. Dies bedeutet, dass weniger Heilungstendenz vorhanden ist und Zellen und Gewebe degenerativ verändert sind.
Verbreitet ist die Ansicht, dass nur Symptome der Phase 2 als Krankheit angesehen werden, aber z.B. eine Krankheit der Phase 5 wie Diabetes nicht, vermutlich wohl deswegen, weil in der Phase 2 Wohlbefinden und Arbeitsfähigkeit in der Regel nicht gegeben sind, während der gut eingestellte Diabetiker einen normalen Alltag hat.
Nach Reckeweg heilt eine Viruserkrankung ( Phase 4), indem Symptome aus Phase 1 bis 3 auftreten. Es kommt z.B. zu einer Hydrolyse des Mesenchyms mit anschließendem Wiederaufbau:
“Mit ansteigender Entzündung und Sympathikotonus steigert sich auch die Säure-Phase, wobei die verschiedenen Stadien ablaufen (Dilatation der Arteriolen, Verengung der Arteriolen, Erweiterung der Arteriolen, Verengerung der kleinen Arterie und schließlich der funktionelle Verschluß der Arterie mit Stase). Dabei kommt es zur hyaluronidase-bedingten Auflösung der interstitiellen Grundsubstanz (Hydrolyse des Mesenchyms). Dieser Mechanismus entspricht einer Steigerung der Entzündung. Bei ungestörtem Ablauf der Entzündung pflegen dann alle Erscheinungen regressiv sich wieder rückwärts zu entwickeln, ebenso wie sie sich von A über B, C, D bis nach E hin entwickelt hatten, laufen sie nun über Er, Dt, Cr, Br und Ar wieder zurück mit Abbau der Entzündung und Wiederaufbau (Synthese) des Mesenchyms, wobei zugleich der Sympathikotonus allmählich vom Vagotonus abgelöst wird und schließlich nach Ablauf der Entzündung im Rhythmus der normalen Säure-Basen-Flut endet.”
Kurvenmäßige Darstellung der räumlichen Ricker’schen Schichtungsregel. (Text und Bild aus Reckeweg, Homotoxikologie, 2. Aufl. Aurelia Verl., Baden-Baden, 1976. S. 425)
Fazit: Eine Entzündungsreaktion darf nicht unterdrückt werden, da es sich um eine Heilungsreaktion handelt. Eine Unterdrückung findet aber schon durch den Aspirin-Wirkstoff statt:
“Die Azetylosalizylsäure lähmt demgegenüber die Leukozytenabwehr, so daß die Keime ungehindert vordringen können, Endocarditis, Glomerulonephritis und akute Polyarthritis auslösen können. Es ist deshalb äußerst gefährlich, bei einfachen Anginen usw., wie es vor Jahrzehnten allgemein üblich war, Azetylosalizylsäuretabletten zu verabreichen, da auch mit diesen bisher als harmlos angesehenen Tabletten Gefahren im Sinne einer progressiven Vikariation gegeben sind. Aufgrund der zytotoxischen Gewebsschädigung wird ferner aus den Mastzellen Histamin freigesetzt sowie eine ganze Serie von Fermenten und anderen Faktoren” (Reckeweg, ebd.).
Diese “Nebenwirkungen” können nur durch Mittel vermieden werden, die nicht “gegen die Natur” arbeiten, sondern mit ihr. “Krankheit ist ein Heilungsbestreben der Natur.” (G.C. Stahlkopf)